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Nachhaltiges Floral Design
Was wir von historischen Techniken und Materialien lernen können
Zurück zu den GeschichtenEin faszinierendes Projekt
Max van de Sluis und Per Benjamin bringen ein neues Buch heraus: 'Sustainable Floral Design. The sustainable future found in our history.' Das Projekt begann vor einigen Jahren mit einer detaillierten Untersuchung der Geschichte der Blumenkunst. Gleichzeitig wurde Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Thema. Deshalb entschieden sich Max van de Sluis und Per Benjamin, das Buch mit einem frischen Blickwinkel zu betrachten. Mit dem Wandel der Zeit ändern sich auch die Erkenntnisse. Dadurch entstand die Frage: "Was ist in der Geschichte unseres Berufs passiert, und welche Lehren können wir für eine nachhaltige Zukunft daraus ziehen?" Diese spannende Frage bildet die Grundlage des Buches.
Und jetzt ist es endlich soweit! Das wunderschön gebundene Buch, veröffentlicht von Stichting Kunstboek, ist ab sofort erhältlich. Wir haben mit Max van de Sluis in der geschäftigen Vorweihnachtszeit über 'The sustainable future found in our history' gesprochen.
”Was ist in der Geschichte unseres Berufs passiert, und welche Lehren können wir für eine nachhaltige Zukunft daraus ziehen?
Über die Autoren
Max van de Sluis und Per Benjamin arbeiten seit vielen Jahren gemeinsam unter dem Namen Life2. Zusammen haben sie bereits 14 Bücher über Blumenkunst geschrieben und an vielen weiteren Veröffentlichungen mitgewirkt. Sie geben weltweit Schulungen und Shows. Die Zusammenarbeit läuft sehr gut, sagt Max: "Wir sind kritisch zueinander und ergänzen uns gut. Das bringt uns beide weiter. Es ist auch hilfreich, ein Gegenüber zu haben, mit dem man sich austauschen kann."
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Per Benjamin
Der Meisterflorist Per Benjamin begann seine Karriere im Alter von 16 Jahren in einem Blumenladen und schloss seine Fachausbildung 1994 ab. Er gewann zahlreiche Preise, darunter Goldmedaillen bei den Stockholm Open und den Skandinavischen Meisterschaften. 2002 wurde er Weltmeister beim Fleurop Interflora World Cup. Neben seiner Arbeit als Florist ist er leidenschaftlicher Lehrer, Coach und Jurymitglied. Er gilt als Experte im Bereich Farben und veröffentlichte das Buch 'The world of colour according to Per Benjamin'.
Max van de Sluis
Max van de Sluis ist ein renommierter Florist. Mit einem Blumenproduzenten als Vater und einer Floristin als Mutter entwickelte er schon früh eine Leidenschaft für das Handwerk. 1998 wurde er Niederländischer Meister, 1999 Zweiter bei der Europameisterschaft und 2002 belegte er den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft im Floral Design. Heute reist er um die Welt, um sein Wissen in Workshops, Kursen und Shows zu teilen. Sein Stil zeichnet sich durch natürliche Elemente und handgefertigte Strukturen aus.
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Die lange und reiche Geschichte der Blumenkunst
"Die Geschichte des Blumendesigns reicht viel weiter zurück, als oft angenommen wird, nämlich bis in die Steinzeit", sagt Max. Es wurden Wandmalereien gefunden, auf denen Blumen abgebildet waren. Aber auch bei den Ägyptern und Römern finden sich Hinweise auf die wichtige Rolle, die botanische und florale Materialien spielten. So wurden zum Beispiel im Grab des Tutanchamun kunstvoll zusammengenähte Blumengirlanden gefunden. Und in römischer Zeit wurden nach einem Sieg Rosenblätter gestreut, der Vorläufer des heutigen roten Teppichs. "Es gibt also viele Dinge, die wir heute haben, die aber einen anderen Ursprung haben. Das ist irgendwie lustig zu sehen", sagt Max. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich verschiedene Techniken: vom Binden, Knüpfen und Nähen von Blumen bis hin zum Aufkommen von auf Stroh gebundenen Blumen. Die Entwicklung des Blumendesigns kann man im ganzen Buch verfolgen.
Wo Nachhaltigkeit und Geschichte sich treffen
'The sustainable future found in our history' zeigt, wie alte Techniken Lösungen für die Nachhaltigkeitsprobleme von heute bieten können. "Was können wir aus der Vergangenheit lernen? Was ist damals passiert und wie können wir das auf heute übertragen?" Das Buch richtet sich an alle, die mit Blumen zu tun haben: Designer, Hobbygärtner, Enthusiasten und auch Produzenten. Das Ziel des Buches ist es, sich gegenseitig voranzubringen. Max erklärt: "Was wir mit dem Buch erreichen wollen, ist, dass jeder seinen Teil zu dieser Nachhaltigkeit beiträgt, so dass letztendlich der ganze Bereich viel nachhaltiger und auch zukunftssicherer wird."
Es handelt sich also nicht um einen Bildband, der nur zum Anschauen da ist. Max und Per verwenden zum Beispiel bewusst das Wort Blumendesign statt Blumenkunst, weil das Buch für die tägliche Arbeit gedacht ist. Wie Max selbst erklärt: "Es gibt einige schöne Arbeiten darin, aber es soll den Menschen eine Botschaft vermitteln, aber auch Informationen, die sofort angewendet werden können. Es ist tatsächlich das erste Buch, das sich auf diese Art und Weise darauf konzentriert".
”Was wir mit dem Buch erreichen wollen, ist, dass jeder seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet, so dass der gesamte Sektor viel nachhaltiger und auch zukunftssicherer wird.
Arbeiten mit einer Kenzan
Eine Technik, die Sie für eine nachhaltige Gestaltung nutzen können, ist der Kenzan. "Wenn man ihn abflacht, ist der Kenzan eigentlich ein Medium, das die Blumen an Ort und Stelle hält und ihnen trotzdem erlaubt, Wasser aufzunehmen". Erläutert Max. Sie sind weniger für sehr schwere und große Strukturen geeignet. Sie sind eher für kleinere Anwendungen wie Tischdekorationen gedacht, aber man kann mit ihnen trotzdem in viele Richtungen gehen. "Wenn man ein paar stabile Stängel einsetzt, kann man dünnere Stängel einflechten oder mit ihnen verbinden, so dass man viel damit machen kann. Und je mehr man damit arbeitet, desto mehr Anwendungsmöglichkeiten entdeckt man auch." Der große Vorteil von Kenzans ist, dass man sie endlos wiederverwenden kann. Auch das ist eine wichtige Form der Nachhaltigkeit. "Auch wenn das Material selbst nicht nachhaltig ist, wird es durch häufigen Gebrauch weniger umweltschädlich", sagt Max.
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”Man findet neue Lösungen und Anwendungen und daraus entstehen neue Designs. Nachhaltige Techniken sind für mich persönlich sogar ein Mehrwert.
Botanische Materialien
Eine weitere nachhaltige Technik ist die Herstellung eines eigenen Blumenhalters aus pflanzlichen Materialien. Du kannst unter anderem mit Blättern, Zweigen, Bast, Bambus oder Rinde arbeiten. Max sagt: "Ich kann auch eine Schale mit hohlen Bambusrohren füllen und dort überall Blumen hineinstecken. Dann ist es kein Kenzan, aber es hat die gleiche Funktion". Blumenhalter sind auch wiederverwendbar, man kann ihnen jedes Mal mit neuen Blumen ein anderes Aussehen geben.
Aber nicht alle pflanzlichen Materialien sind auch unbedingt nachhaltig. "Früher hat man auch viel Torf und Moos verwendet, um Blumen hineinzustellen. Das ist zwar biologisch abbaubar, aber ökologisch weniger sinnvoll, weil viel Sphagnum aus der Natur entnommen wird. Eine Lösung kann also auch andere Probleme oder Fragen aufwerfen, und deshalb ist dieser Weg auch so wichtig, den wir gemeinsam beschreiten müssen", sagt Max.
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Tipps für Floristen
Viele Floristen bemühen sich bereits um Nachhaltigkeit, indem sie zum Beispiel bewusster einkaufen und Abfälle trennen. Max empfiehlt, alle Aspekte der Arbeit unter die Lupe zu nehmen: "Fragen Sie sich: Was tue ich? Ist es richtig? Wie kann ich noch nachhaltiger arbeiten?" Nachhaltigkeit ist auch für die Verbraucher sehr wichtig. "Blumen kann man überall kaufen, aber eine gute Geschichte hat nicht jeder. Eine gute Geschichte und eine schöne Arbeit - ich denke, das ist eine gute Kombination", meint Max abschließend.
Nachhaltige Techniken erfordern manchmal mehr technisches Wissen, aber das bereichert sie nach Max' Meinung eher. Es erfordert eine andere Art des Denkens, ein Umdenken, was die Herausforderung erhöht. "Man findet neue Lösungen und Anwendungen und daraus entstehen neue Designs. Nachhaltige Techniken sind für mich persönlich sogar ein Mehrwert. Dadurch wird das Ganze interessanter", sagt Max.
Sind Sie begeistert?
Für Floristen, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, bietet 'The sustainable future found in our history' eine Fülle von Anregungen. Nachhaltiges Design zieht sich auch wie ein roter Faden durch die Workshops und Schulungen, die Max van de Sluis und Per Benjamin geben werden. So ist für 2026 bereits ein Kurs mit Per Benjamin und Hitomi Gilliam in den Niederlanden geplant, und auch ein Besuch in Amerika im Herbst ist bereits in Planung.
E-Mail maxvandesluis@gmail.com um 'Sustainable Floral Design. The sustainable future found in our history' zu bestellen.
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