Direkt zum Inhalt
M

anchmal trifft man Menschen, die so leidenschaftlich über ihren Beruf sprechen, dass man gar nicht merkt, wie schnell die Zeit vergeht. Genau so war es bei diesem Interview. Wir hatten das Vergnügen, mit dem amerikanischen Duo Bill Schaffer und Kristine Kratt zu sprechen, Experten für große Events und beeindruckende Blumeninstallationen. Sie hatten gerade ihren Masterkurs "Special Event Design" am Boerma Instituut abgeschlossen. Während dieses mehrtägigen Kurses durften auch wir uns zu den Studenten setzen, zuhören und staunen. Wir wollten mehr erfahren! Lies mit…

Vorstellung 

Bill Schaffer

Bill ist kein typischer Designer. Neben seiner Expertise im Floristikbereich kennt er sich auch mit der geschäftlichen Seite aus und kann genau erklären, wie man Margen aufrechterhält und wo mögliche Fallstricke liegen. 

Dieser Designer aus Philadelphia ist Florist in der dritten Generation, aber vor 25 Jahren entschied er sich, über den Blumenladen seiner Eltern hinauszuschauen. Obwohl der Laden gut lief, schlug sein Herz für Eventdesign. Bills Stil ist urban, architektonisch und dreidimensional.

Kristine kommt aus den kalifornischen Redwoods und liebt es, mit vielen Details zu arbeiten. Während Bills Stärke im Skizzieren und Kalkulieren liegt, ist Kristine eine Meisterin im Bauen und Schaffen und kümmert sich um die organische Seite des Designs. Sie hat das Handwerk mit 16 Jahren gelernt, begann in Blumenläden und spezialisierte sich später auf Eventdesign. 

Die beiden lernten sich auf einem AIFD-Kongress kennen und reisen nun gemeinsam oder getrennt um die Welt, um große Installationen zu schaffen, riesige Blumenshows zu leiten, Trends zu prognostizieren und Hardware (wie Vasen) zu entwerfen. 

Kristine Kratt

Power-Couple

Während Bill die Trends für Blumenproduzenten im Blick behält, kümmert sich Kristine um die Entwicklung von Accessoires wie Vasen. Ihr gemeinsames Wissen ist riesig, und sie ergänzen sich in allen Bereichen. Das bedeutet auch, dass sie oft getrennt reisen. Kristine sagt: „Wenn wir uns sehen, haben wir immer genug Geschichten zu erzählen.“ Am Boerma Institut waren sie als Duo anwesend und teilten ihr Wissen mit einer Gruppe von Studenten. Was macht man zum Beispiel, wenn die Blumenbogen-Konstruktion, die man bestellt hat, einen Meter höher ist als geplant und man nun nicht genug Blumen hat, um sie zu füllen?

Du musst schnell denken und ständig umdenken.

Kreative Floristen als erfolgreiche Unternehmer 

Bill: „Wir bringen den Floristen hier nicht bei, wie sie bessere Designer werden, sondern wie sie erfolgreiche Unternehmer werden. Wir müssen alle Geld verdienen, aber in kreativen Umgebungen wird oft vergessen, dass es immer noch um Geschäft geht.“

Kein Blumendesign

Von Anfang an machten Kristine und Bill klar, dass es in den kommenden Tagen darum geht, wie Floristen bei einem Event arbeiten sollten. Blumenarrangements werden zwar erstellt und Techniken geteilt, aber der Fokus liegt auf allem drumherum: Teammanagement, Logistik, Lieferung und Zeitmanagement.

Boerma Instituut Special Floral Event design

Teamarbeit & Respekt 

Das Duo betont: „Als Designer musst du deine persönliche Vorliebe und starke Vision auch mal zurückstellen können. Diese Arbeit dreht sich um deinen Kunden, nicht um dich. Wenn du für einen Auftrag engagiert wirst, arbeitest du mit Eventplanern und Freelancern zusammen. Deine Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass alle Teile zusammenpassen.“ Wichtig ist auch, klar zu kommunizieren, wie etwas aussehen soll. Aber wie? Bill erklärt: „Es geht um Teamarbeit. Und bleib respektvoll.“

 

Zeitmanagement

Je effizienter du mit deinem Team arbeitest, desto besser. Überstunden sind teuer, besonders in den USA. Bills erster Tipp: Sorge für genügend helfende Hände. Zum Beispiel Assistenten oder günstige Hilfskräfte, die sich um die Blumen kümmern und sie ins Wasser stellen, damit die teuren Designer an ihren Arbeitstischen bleiben und die geplanten Designs erstellen können. Bill: „Mittlerweile fasse ich kaum noch eine Blume an. Ich kümmere mich um das Konzept und Design und hole Kaffee für die Designer, die das Blumendesign machen.“

Boerma Instituut
Boerma Instituut

Logistik 

Bill und Kristine teilten Anekdoten aus dem Logistikbereich, die unglaublich erscheinen, aber wahr sind. Sie haben schon fast alles erlebt und schließlich ging (fast) immer alles gut. Von hunderten speziellen Blumen, die nie ankamen, bis zu Kühlwagen, die etwas zu gut gekühlt haben und zu gefrorenen Blumen führten. Oder wenn man mit 56-Kilo-Blumenstücken am Veranstaltungsort ankommt, die in der Mitte bereits gedeckter Tische platziert werden müssen. Und was dann?

 

Gute Vorbereitung ist die halbe Miete

Kristine empfiehlt: „Bring Rollgerüste mit, auf denen die Designer stehen können. Diese kannst du über die Tische rollen. Für hängende Designs sorgen Hebebühnen. Denk daran, dass das Heben und Senken der Bühnen Zeit kostet.“ Zudem pflegen sie enge Beziehungen zu ihren Lieferanten. „Neulich wurden Last-Minute-Blumen direkt vom Flughafen zum Veranstaltungsort geliefert.“

Boerma Instituut

Wie viele Blumen brauchst du?

Eine wichtige Frage: Wie viele Blumen braucht man? Bill zeigt eine bunte Excel-Tabelle mit seinem „Rezept“ für das Design, das später am Tag umgesetzt wird. Er betont, dass Floristen kreativ denken müssen. Statt Blattgrün kann man auch einen Solidago-Stängel in drei Teile schneiden und verwenden. Dasselbe gilt für Delphinium—die langen Stängel müssen nicht immer am Stück verwendet werden. Plane etwa 4 % extra Blumen für den Fall, dass welche beim Transport brechen.

Bill: „Die Rezepte sind wirklich wichtig. Ein oder zwei Stängel in 500 Arrangements können den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust ausmachen. Wenn ich wieder engagiert werden möchte, sind diese Rezepte entscheidend. Ein gutes Design muss reproduzierbar sein, und wenn nicht, entsteht eine Lücke, die nicht da sein sollte. Es ist der Dominoeffekt.“ Kristine fügt hinzu: „Es geht nicht nur um Erfahrung, sondern um Planung. Das ist die Herausforderung. Floristen sind kreative Menschen; sie wollen kreativ sein. Doch es ist die Zahlen-Seite, die oft schwerfällt.“

 

Fehler machen 

Jeder macht Fehler, auch Bill und Kristine. „Ein Teil der Magie ist es, dass es einfach und mühelos aussieht, aber das erfordert viel Erfahrung. Wir machen auch Fehler, lernen daraus und machen es beim nächsten Mal anders.“

Nie aufhören zu lernen

Bill und Kristine betonten, wie besonders es ist, herumzureisen und Floristen aus aller Welt zu treffen. „Das Boerma Institut zeigt, dass Lernen nie aufhört. Wenn du denkst, du bist fertig mit Lernen, hast du entweder ein zu großes Ego oder stehst nicht in der Realität. Die Welt verändert sich ständig, und du musst am Ball bleiben.“

Boerma Instituut

Kristine ergänzt: „Wissen teilen und voneinander lernen ist entscheidend. Viele Floristen sind so beschäftigt, dass sie nicht einmal darüber nachdenken, wie etwas von der Gärtnerei in ihre Vase gelangt. Wie viele Hände ihre Blumen berührt haben—mehr als hundert. Es ist ein überwältigender Gedanke. Es ist eine riesige Industrie, die sich sehr intim anfühlt.“

Boerma Instituut

Mike Boerma vom Boerma Instituut freute sich über den Besuch des Duos:  
„Bill Schaffer und Kristine Kratt sind zwei unglaubliche Designer. Wir haben uns 2018 bei einem Floral Fundamentals Fotoshooting kennengelernt und wurden schnell Freunde. Später arbeitete ich mit ihnen auf der Philadelphia Flower Show und einem großen Hochzeitsevent in Texas (denke an 800 Gäste) zusammen. Die beiden arbeiten wie ein perfekt eingespieltes Team. Ihre Liebe zum Detail und Organisation machte den ganzen Prozess unglaublich reibungslos. Ich habe vorher an gut organisierten Projekten gearbeitet, aber das war etwas ganz anderes.

Deshalb dachte ich, es wäre großartig, wenn sie ein Programm unterrichten könnten, das ihrem Handwerk gewidmet ist. Glücklicherweise waren sie begeistert von der Idee, und wir wollten sofort in 2020 loslegen. Natürlich kam dann einiges dazwischen, und es dauerte eine Weile, bis wir es endlich wieder organisieren konnten, da unsere Terminkalender ziemlich voll waren.

Jetzt, im Jahr 2024, hat es endlich geklappt, und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Genauso durchdacht wie ihre Event-Arbeiten, verlief der Unterricht reibungslos und jedes Detail war geplant. Die Theorie, Tipps und Tricks waren sehr interessant, und es war toll zu sehen, wie die Studenten—die nie zuvor zusammengearbeitet oder an einem großen Projekt gearbeitet hatten—zu einem starken Team wurden. Auch von den Studenten selbst habe ich nur positive Rückmeldungen gehört; sie scheinen wirklich viel gelernt zu haben und sind dankbar, dass Bill und Kris sich die Zeit genommen haben, diesen Kurs zu unterrichten. Alles in allem arbeiten wir definitiv daran, es nächstes Jahr wieder zu organisieren!“

Interessiert, weiterzulernen? Schau dir an, welche Kurse das Boerma Instituut noch anbietet.

Close